Die Geschichte der Brauerei
Hugo Scobel |
Heinrich Scobel Jun. |
Im Jahr 1891 kam Herr Hugo Scobel, von Beruf Brauer mit seinem Bruder Heinrich, von Beruf Landwirt aus Domnitz/Kreis Wohlau nach Oberschlesien mit der Absicht, ein Brauunternehmen zu erwerben.
Nachdem vorher verschiedene Orte besucht wurden, kamen sie auch nach Gleiwitz und erwarben nach kurzen Verhandlungen 1892 die am Neumarkt gelegene alte Brauerei nebst Ausschank von I.Kaerger. Hier wurde Einfachbier gebraut, das für den Ausschank benötigte Lagerbier wurde aus Rybnik bezogen.
Da in Oberschlesien mit der Stadt Gleiwitz eine aussichtsreiche Industrieentwicklung begann, entschloss man sich, anschliessend an die bereits erworbene alte Brauerei eine neue Brauerei entstehen zu lassen. Der erweiterte Platzbedarf entstand durch den Zukauf des benachbarten Grundstücks des Alteisenkaufmannes Ferdinand Luft in der Löwenstrasse 4.
Hier entstanden bald ein Kesselhaus, ein Maschinenhaus, ein Sudhaus sowie zwei Lagerkeller. Die Firma Wiede, Chemnitz lieferte eine Dampfmaschine, Koetz Nachf. In Nikolai einen Dampfkessel sowie die Firma F. Weigel in Neuland/Neisse eine Braupfanne. Nach Fertigstellung und Inbetriebnahme wurde die Brauerei umfirmiert in „Gebrüder Scobel“.
Nach verschiedenen Versuchen gelang es, ein wohlschmeckendes Bier unter dem Namen „Gleiwitzer Löwenbräu“ herzustellen. Es war dunkles Bier (also Münchner Art) und stark eingebraut (13-14%)
Zur Versorgung der Gastwirte wurden zwei Pferdegespanne sowie ein Stosskarren angeschafft. Der Bierabsatz entwickelte sich sehr gut – nicht nur in Gleiwitz, sondern auch im Industriebezirk – was zur Folge hatte, dass sich in den folgenden Jahren dauern Veränderungen bzw. Erweiterungen sowie weitere Lagerkeller und ein grösserer Fuhrpark nötig wurde.
Etwa 1899 schied Herr Heinrich Scobel Senior aus dem Unternehmen aus, Herr Hugo Scobel war Alleinbesitzer geworden.
Angeregt durch den steigenden Bierabsatz wurde ein zweiter Dampfkessel von der Firma A. Leinweber & Co. (Gleiwitz) angeschafft und das Sudhaus vergrössert. Eine neue Kühlanlage (schwefl. Säuresystem) wurde von der Fa. A. Borsig in Tegel geliefert.
Nach dieser Erweiterungsstufe sowie kostspieligen Versuchen und unter Verwendung bester Rohstoffe gelang es der Brauerei Scobel dem Zuge der Zeit folgend auch ein vorzügliches helles Bier zu brauen.
1910 wurde der Scobelkeller eingeweiht, ein moderner, grosser Bierausschank der in Oberschlesien nicht seinesgleichen fand.
Sodann entstanden grosse Kellereien an der Rohrstrasse welche mit Lagerfässern
und Gärbottichen ausgerüstet wurden. Ferner entstand ein grosser
Pferdestall, in welchem 24 Pferde Platz fanden.
Im Bahnhof Gleiwitz wurden drei eigene Spezialbierwagen stationiert.
1912 wurde der erste Lastwagen (Daimler) angeschafft.
Die guten Qualitäten trugen dazu bei, dass die Brauerei Scobel sich in Oberschlesien gut entwickelte und sogar der grössten Brauerei Oberschlesiens- der Fürstlichen Brauerei Tichau- unbequem wurde.
Etwa 1925 begann Heinrich Scobel jun., der Sohn Hugo Scobels, aufgrund seiner im In- und Ausland gemachten Erfahrungen die Brauerei zu modernisieren. Das zur Verfürgung stehende Gelände von 14.000 qm wird restlos ausgenutzt, der Scobelgarten entfernt, ein Garagengebäude für 10 Automobile erstellt, ein Portierhäusschen sowie eine Fuhrwerkswaage eingebaut.
1929 bekommt Heinrich Scobel von seinem Vater umfassende Vollmachten zur Geschäftsführung und leitet das Unternehmen. In diesem Jahr wird auch eine kleinere Brauerei zugekauft, deren Ausstoss in die Scobelsche Brauerei in Gleiwitz integriert wurde.
1931 verstirbt Hugo Scobel.
Heinrich Scobel war von 1932 bis 1945 Vorsitzender des oberschlesischen Brauereiverbandes und Senator im Ehrenrat der deutschen Brauwirtschaft.
1945 war die Brauerei gezwungen, ihre Produktion aufzugeben. Die modernen Anlagen wurden demontiert und nie wieder aufgebaut.
1997, also Etwa 50 Jahre später entsteht in den alten Lagerkellern der scobelschen Brauerei ein moderner Gastronomiebetrieb, das „stary browar“ (alte Brauerei).